Zu den schönsten Tagen gehören ja auch immer die Tage, die man entspannt und ohne Arbeit an einem schönen Ort verbringen darf. Die Pfingstferien haben wir deshalb in diesem Jahr genutzt um uns endlich einmal wieder ein paar Tage Urlaub zu gönnen.
Der Entschluss wegzufahren kam relativ kurzfristig, warum uns dann auch keine zwei Wochen am Stück möglich waren.
Es stand allerdings vom Töchterchen der Wunsch im Raum, ans Meer zu fahren. Also zumindest einiges an Wasser sollte es schon sein. Aber wegen ein paar Tagen eine Fahrt von 1000 km auf uns zu nehmen, dazu hatten wir eigentlich keine Lust. So kam es, dass wir uns spontan dafür entschieden haben, zum ersten Mal an den Comer See zu fahren. Auch sehr kurzfristig (weil wir noch die Wettervorhersagen abwarten wollten) haben wir dann noch eine Wohnung in Corenno Plinio gebucht.
Was soll ich sagen? So schön! Aber schaut selbst, ich habe euch ein paar Bilder mitgebracht ….
Corenno Plinio
Wenn ihr wie wir im Urlaub eher die Ruhe sucht, also keine Partymeile am Ufer braucht, etc., dann seid ihr hier meiner Meinung nach genau richtig. In Italien haben die Ferien erst begonnen, als wir abgereist sind und von daher hatten wir es die Tage wirklich sehr ruhig.
Corenno Plinio ist ein wunderschöner mittelalterlicher Ort, mit engen Gassen und vielen Treppen. Er liegt am, ich meine, etwas ruhigeren Ostufer des Sees. Selbst, wenn ihr nicht dort wohnt, lohnt sich ein Besuch und ein kleiner Spaziergang hier allemal. Parken kann man allerdings nur an der Durchgangsstraße oder auf dem großen Platz vor der Kirche S. Thommaso Beckett, welche direkt an das Castello Corenno Plinio anschließt und auch einen Besuch verdient hat.
Die Kirche konnten wir auch besichtigen. Das Castello allerdings nur von aussen, denn es ist, wenn wir es richtig verstanden haben in Privatbesitz und ist nur einmal im Monat geöffnet. Leider nicht zu der Zeit, in der wir hier waren. Aber wir kommen ja wieder (-:.
Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, hatten wir eine Wohnung mit absolut phänomenalem Blick über den See. Der kleine Hafen des Ortes befand sich direkt unterhalb unseres Balkons. Geschätzte zehn Meter tiefer. Dort konnte man gemütlich auf den Steinstufen sitzen, bei den Einheimischen trockenes Brot schnorren und die Enten und Schwäne damit füttern. Oder man konnte auch zur leichten Belustigung der anderen Bootsbesitzer beitragen, indem man mit einem Minischlauchboot im Minihafen zwischen den Enten umherpaddelte. Man hatte ja das Segelboot leider zuhause vergessen.
Ach und übrigens, wenn ihr mal vorbeikommt und falls ihr euch wie wir wundern solltet, warum an den Haustüren überall Wasserflaschen stehen:
Wir haben es bei einem „Ich erklär´s dir mit Händen und Füßen, weil du kein Wort von dem verstehst was ich sage-Gespräch“ herausgefunden: Die Katzen pinkeln nicht vor und an die Türen, wenn die Flaschen da stehen.
Einen Ausflug ans etwas belebtere Westufer der Sees haben wir nur einmal gemacht um mit dem „Cable Car“ von Argegno nach Pigra hochzugondeln. Die steilste Seilbahn Europas. Oben angekommen kann man, ausser den Ort zu besuchen, noch eine kurze aber hübsche Wanderung zu einem schönen Aussichtspunkt unternehmen.
Wir sind in Varenna mit dem Auto auf die Fähre um auf die andere Seeseite zu gelangen. Der Preis für eine einfache Fahrt hat uns dann allerdings etwas geschockt (ja, da kommt der Geiz ein bisschen durch!) und wir haben den Heimweg auf die Uferstraße verlegt.
Wenn ihr euch für Klöster interressiert, dann solltet ihr auch noch einen Ausflug zur Abbazia di Piona einplanen. Die Abtei liegt sehr schön auf der Halbinsel Olgiasca. Der Weg dahin führt über eine sehr holprige und schmale Straße. Aber keine Sorge, ihr seid schon richtig (-:. Es ist wirklich ein sehr hübsches Fleckchen Erde mit wunderschöner Kirche und kleinem Park.
Die restlichen Tage haben wir dann eigentlich fast nur noch Ausflüge zu Fuß unternommen. Wir versuchen das Auto im Urlaub immer so wenig wie nur möglich zu bewegen. Den etwas größeren Nachbarort Dervio erreicht man gemütlich über einen wunderschönen Fußweg (dazu später noch mehr). Dienstags vormittags findet da zum Beispiel der Wochenmarkt statt. Am Ufer gibt es nette Kaffees, einen großen Kinderspielplatz mit abendlichen Programmangeboten und am Wochenende sind hier jede Menge Surfer unterwegs und dementsprechend ist dann auch einiges los.
Auch Wandern kann man hier in der Gegend ganz toll. Von Corenno Plinio aus führt beispielsweise ein sehr interessanter Wanderweg den Berg hinauf, vorbei an etlichen alten Schützengräben und verwachsenen Bunkern (durch die ich mich allerdings nur mit Handytaschenlampe getraut habe, so dunkel war´s da drinnen).
Direkt am Ort vorbei führt auch der Sentiero del Viandante. Diesen Weg haben wir in beide Richtungen nur ein Stückchen abwandern können, mehr wäre mit der Kleinen jetzt noch nicht machbar gewesen. Ich habe mir aber fest vorgenommen ihn beim nächsten mal komplett zu gehen.
Sentiero del Viandante – Der Pfad des Wanderers
Dieser großartige Weg wurde in früherer Zeit als Nord-Süd Verbindung genutzt. Er verläuft ausserhalb der Ortschaften größtenteils in der Höhe. Es geht über Trampelpfade und Steinwege durch sehr abwechslungsreiches Gelände. Ich glaube, für Kinder stellt er ein regelrechtes Abenteuer dar. Unsere Kleine hat sich hier zur begeisterten Wanderin gewandelt (-;. Sie hat immer darauf geachtet, dass wir uns nicht verlaufen. Es ist allerdings alles so toll ausgeschlidert, dass dies fast ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre.
Die Route beginnt in Abbadia Lariana und endet nach einer Gesamtlänge von ca. 45 km in Madonna di Val Pozzo bei Piantedo.
Wir sind die Strecke von Bellano bis zu einem sehr schönen Aussichtspunkt noch einiges oberhalb von Mandonico gelaufen. Ich kann euch nicht sagen, wieviele Kilometer das waren. Durch das viele auf und ab und das Geschlängel durch die engen Gassen in den Ortschaften ist es mir unmöglich einzuschätzen.
Unser Einstieg war beim berühmten „Orrido di Bellano“, eine Schlucht mit einem tosenden Wasserfall, die man gegen etwas Eintritt auch besichtigen kann. Wir fanden es sehr beeindruckend. Der Weg führt über Stege zwischen glatten, steilen Felswänden hindurch.
Danach führt der Sentiero del Viandante weiter bergauf zu einer schönen Kirche und dann vorbei an schönen Gärten und alten Gebäuden weit oberhalb des Sees.
In Dervio steigt man wieder bis zum Ort hinab. Hier mussten wir etwas improvisieren, weil eine Brücke (da in Reparatur und kaum vorhanden) gesperrt war. Das war der Punkt, an dem Robin kurz in Panik geriet, weil Papa an dem Tag mit dem Rad unterwegs war und sie jetzt Sorge hatte, wir würden alleine nie wieder nach Hause finden. Nach zehn Minuten durch unwegsameres Gelände waren wir allerdings wieder auf dem rechten Weg und die Welt somit wieder in Ordnung.
Man kommt dann durch die Altstadt zu einem Turm auf der Höhe, der aber leider nicht zugänglich ist. Schade eigentlich.
Wenn ihr Dervio dann hinter euch lasst, kommt ihr an einem kleinen Kreisverkehr vorbei. Danach geht es kurz der Straße lang und ihr seht rechterhand ein Haus an der Straße. Neben dem Haus etwas oben im Garten steht ein wunderschöner, großer Orangenbaum. Sollte euch dort am Gartenzaun ein kleiner süßer Hund verfolgen, dann ist das Roy. Grüßt ihn von Robin. Sie waren schockverliebt die beiden und haben jedes mal, wenn wir vorbeikamen ausgiebig geknuddelt (-:.
Hier lauft ihr den Weg weiter an (zumindest im Juni) mit Gänseblümchen bewachsenen Mauern vorbei. Ihr könnt euch vorstellen: Ich war sehr angetan!!
Jetzt kommt ihr ins schöne Corenno Plinio. Macht einen Abstecher in den Ort. Unbedingt. Er ist wirklich nicht groß und die Füße schmerzen durch das bisschen Treppensteigen zum kleinen Hafen hinunter auch nicht mehr als vorher. Und wenn ihr neben der Kirche den Weg an der Mauer der Burg entlang nehmt: Da ist linkerhand ein Platz mit einigen Bänken und einem Tisch. Auch, wenn man es kaum glauben kann, aber die Schildkröte, die ihr da seht, die ist echt. Wenn ihr genau hinseht, seht ihr, dass ihr Hals sich ab und an beim Schlucken bewegt (-:.
Habt ihr genug von Corenno Plinio? Dann geht es weiter in Richtung Dorio. Hier kommt ihr bald an einem alten Tor vorbei, an dem es scharf nach links geht (lauft ihr hier nach rechts den Berg rauf, dann kommt ihr zu den Bunkern, von denen ich oben geschrieben habe). Hinter diesem Tor steht ein altes zerfallenes Haus. Man kann noch den Brunnen an der Mauer erkennen. Weiter hinten im Garten, kurz vor der Treppe mit dem Eisengeländer war bestimmt mal ein schöner Teich. Noch ein kleines Stückchen weiter durch den verwachsenen Garten kann man noch einen großen Pavillion erkennen, der hier mal stand. Glaubt ihr nicht auch, dass das mal ein ganz prachtvolles Haus war?
Der Weg geht dann weiter nach Dorio und danach zu einer kleinen Kirche und durch viele Gärten zu dem Ort Mandonico. Diesen Ort fanden wir sehr faszinierend. Jede Menge sehr alte, zum großen Teil zerfallene Steinhäuser. Erst dachten wir, der Ort wäre total verlassen. An manchen Stellen konnte man aber, bei genauerem hinschauen, doch erkennen, dass wohl der ein oder andere noch hier wohnt.
Von hier sind wird noch ein gutes Stück den Berg hinauf zu einem tollen Aussichtspunkt. Hier steht perfekterweise eine schöne Holzbank. Der ideale Ort für eine Pause.
Dann war es leider Zeit, wieder umzukehren …..
Das war jetzt eine wahre Bilderflut, nicht wahr? Aber ich habe euch ja noch nicht mal die Schildkröte gezeigt, oder den süßen Roy, oder die Seilbahn und den Ort Pigra, oder das Kloster, oder, oder ….ja, ich habe mich schwer am Riemen gerissen, wirklich!
Ihr seht schon: Der kleine Ort und der Sentiero del Viandante haben es uns angetan. Die Strecken von Abbadia Lariana bis Bellano und von Mandonico bis Madonna di Val Pozzo müssen wir unbedingt auch noch sehen und gehen (-:.
Liebe Grüße und habt schöne Tage!
Eure Isabell
2 Comments
Wunderbar. Traumhaft schöne Aussichten, da kann man ja nur neidisch werden. LG, Sabine.
Ja, ist wirklich total schön. Ich schau hier gerade aus dem Bürofenster. Der Ausblick ist auch sehr schön, aber nicht vergleichbar :-).
Ausserdem macht mir der Kran Sorgen, der schon ein paar Tage dort im Weg steht. Nicht, dass der was hohes da hin baut und wir nichts mehr sehen.
Liebe Grüße
Isabell