Machst du dir manchmal Gedanken darüber, wer du eigentlich sein solltest, bzw. sein möchtest?
Ich glaube, die meisten von uns denken irgendwann darüber nach, wer sie eigentlich sind und was sie im Leben wollen.
Ich selbst stelle mir diese Frage aber oft. Denn irgendwann ist das Leben vorbei und ich glaube, es wäre unbefriedigend, zu wissen, dass ich es sinnlos verbummelt habe.
Und genau darum nerve ich auch meine Tochter während wir die Spülmaschine zusammen ausräumen ständig mit der selben Frage:
„Wer willst du sein?“
Warum ich es genau dann mache, kann ich dir nicht sagen. Vielleicht, weil ich gerade dann immer daran denke. Und Spülmaschine ausräumen ist so schön stupide; da kann man sich nebenher ruhig mal Gedanken über den Sinn des Lebens machen, oder? ;-)
Robin ist manchmal etwas von mir genervt, aber immerhin macht sie sich Gedanken darüber. Und das finde ich wichtig. Sie ist zwar noch klein und in der nächsten Woche kann ihre Antwort schon ganz anders lauten. Aber es kann kein Fehler sein, wenn sie sich Gedanken macht, oder?
Im Moment ist sie sich auch ziemlich sicher, was sie gerne machen würde. Worin sie gut sein will.
Mache dir selbst zuerst klar,
was du sein möchtest
und dann tue, was du zu tun hast.
Epiktet
Passt dir dein Kostüm für dieses Leben noch?
Mindestens einmal im Leben hat sich hoffentlich jeder diese Frage gestellt:
Wer möchte ich sein?
Ich habe mich damals für eine Ausbildung zur Bürokauffrau entschieden, hatte vor Kinder zu bekommen und ein eigenes Haus zu haben. Ich wollte, dass es mir zumindest so gut geht, dass ich einmal im Jahr in Urlaub fahren kann und nicht jeden Pfennig (damals noch) dreimal umdrehen muss und das war es dann auch irgendwie. Standard :-).
Jetzt habe ich das alles. Und das ist gut so.
Wie sieht es bei dir aus? Hast du nicht auch genau das erreicht, was du dir vor 10 oder 15 Jahren vorgestellt hast? Ja?
Aber auch nicht viel mehr, stimmt’s?
Mal ganz überspitzt ausgedrückt ist das so, als würdest du in den Wald gehen, um Holz zu machen, dann aber die Hälfte liegen lassen. Weil nämlich kein Platz mehr in deinem Holzunterstand hinter’m Haus ist.
Du hast deinen kleinen Holzunterstand und den beschränkten Platz darin vor Augen und mehr geht nicht. Den füllst du für den Winter auf, aber das ist deine Grenze. Die Grenze, die du dir vor einigen Jahren gesetzt hast.
Zirka 20 Jahre lang habe ich mir die Frage nicht mehr gestellt. Erst vor etwa 2 oder 3 Jahren habe ich bemerkt, dass mein Kostüm so nicht mehr passt. Es beginnt, hier und da zu kneifen. Ich bin froh darum, denn nichts ist schlimmer, als sich die ganze Zeit unwohl in einem zu engen Shirt zu fühlen. Was ist so schwer daran, sich früh genug Gedanken über die Passform zu machen?
Es genügt auch nicht mehr, die Nähte hier und da aufzutrennen und etwas neuen Stoff einzusetzen. Ich bin Anfang 40 und habe hoffentlich noch einiges an Zeit in der ich mich ändern kann.
Darum mache auch ich mir immer wieder Gedanken, in welche Richtung es für mich gehen soll.
Und es ist so: Gedanken werden Wirklichkeit.
Wenn du mal ein genaues Bild von deinem Wunsch-Ich in dir trägst, dann bewegst du dich ganz automatisch in diese Richtung. Es fügt sich alles – sagt man.
Ziele nach dem Mond.
Selbst wenn du ihn verfehlst, wirst du zwischen den Sternen landen.
Friedrich Nietzsche
Natürlich geht das nicht, wenn du keine Lust hast etwas zu tun oder zu ändern, sondern dir lediglich Gedanken machst.
Du musst schon etwas unternehmen, seien es nur Kleinigkeiten, um langsam in dein neues Kostüm zu schlüpfen.
Schau, welches Kostüm dir am besten passt oder probier dich aus.
Oft ist man sehr unsicher, was man mit dem Leben anfangen möchte. Vielleicht hast du ja auch überhaupt keinen Plan, wer du in 5 oder 10 Jahren sein möchtest.
Ist das so?
Dann versuche es doch mal mit einer Liste. Darauf notierst du alles, was dir so einfällt. Diese Liste gehst du immer und immer wieder durch. Du streichst Dinge, schreibst neue Ideen dazu, sortierst sie nach Priorität und schaust, wie du bestimmte Punkte vielleicht sogar miteinander verbinden kannst.
Lass dir Zeit. Vielleicht brauchst du ein paar Tage, vielleicht aber auch mehrere Wochen oder Monate.
Frage ruhig auch deine Familie und deine Freunde, worin du gut bist. Wobei du Freude hast. Viele Dinge liegen für andere so nah, man selbst nimmt sie aber nicht wahr, weil sie selbstverständlich scheinen.
Probiere dich aus. Du musst dazu auch nicht sofort eine Ausbildung anfangen, sondern kannst dich zuerst mal alleine mit dem ein oder anderen Gebiet beschäftigen. Da gibt es ganz sicher Möglichkeiten. Lese Bücher zu dem Thema, unterhalte dich mit Menschen, die etwas ähnliches tun ….
Siehst du dich als Autor? Dann schreibe einfach drauf los. In Zeiten von E-Books kannst du dein Buch auch einfach verschenken ohne dabei tief in die Tasche greifen zu müssen. Aber hey, du bist auf dem Weg ….
Auf der Stange ist Platz für mehrere Kostüme. Nicht jeder kann sich auf eines beschränken.
Manchmal verzahnen sich Interessen ineinander.
Zum Beispiel könnte es sein, dass du dich viel mit nachhaltiger Lebensweise beschäftigst und hier nach einem Geschäftsmodell suchst. Vielleicht würdest du gerne so einen Laden für verpackungsfreie Lebensmittel eröffnen. Gleichzeitig gärtnerst du auch gerne und es ist dir wichtig, mindestens einmal im Jahr einen Marathon zu laufen, um fit zu bleiben. Dann hast du drei Kostüme, die du dir überstreifen kannst, bei dem aber keines das andere ausschließt. Du bist Unternehmerin, Gärtnerin (kannst eventuell auch das Gemüse aus deinem Garten in deinem Laden verkaufen) und Sportlerin.
Dein Kostüm muss dir nicht ewig passen.
Wir verändern uns ständig. Wir werden uns vielleicht öfter umkleiden müssen, denn das Leben ist Veränderung. Die Welt verändert sich wirklich rasend!
Du wirst schätzungsweise hier und da mal eines deiner Kostüme abstreifen müssen oder wollen und dafür ein neues, bestimmt noch schöneres, auf die Kleiderstange deines Lebens hängen.
Unsere Kinder werden nicht mehr wie wir oder zumindest noch unsere Eltern ein Leben lang im selben Unternehmen arbeiten. So etwas gibt es bald nicht mehr. Und auch als Unternehmer/in wird dein eigenes Unternehmen in 10 Jahren schon ganz anders aussehen wie heute. Es wandelt sich, du wandelst dich, deine Mitarbeiter werden sich wandeln.
In diesem Sinne: Das Leben ist eine Kostümprobe – wen möchtest du gerne spielen?
Liebste Grüße
Isabell
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