„Entweder sie steigen aus, oder ich bekomme ihre Ausweise“ – so begann unser Ausflug auf die Schwäbische Alb.
Das war ganz eindeutig unser Fehler: Wir wollten ehrlich sein und unser Baden-Württemberg-Ticket abstempeln. Wir dachten, wir könnten das im Zug machen, da wir beim Einsteigen am Bahnhof keinen Automaten zum Abstempeln finden konnten. Mein Mann besaß dann die Frechheit, bei der Schaffnerin nachzufragen, ob sie uns das Ticket vielleicht entwerten könnte.
Ohhh, ganz großer Fehler!!!
Die nette Dame war schließlich gerade eifrig dabei, Nachrichten in ihr Handy zu tippen. Warscheinlich an ihren Liebsten oder die beste Freundin. Auf jeden Fall wollte sie sich gerade nicht um ihren Job oder nervige Fahrgäste kümmern. Soviel war schnell klar ;-).
Sie konnte (oder wollte?) die Karte nicht entwerten.
Wo man sie entwerten kann? Konnte sie uns leider auch nicht weiterhelfen.
War ja aber auch egal. Weil wir waren sowieso 15 Minuten vor 9 Uhr in den Zug gestiegen und die Fahrkarte galt erst ab NEUN!!
Unser Fehler. Sorry, haben wir nicht aufmerksam gelesen. Mal wieder nicht aufgepasst :-(.
„Und was machen wir jetzt?“
„Entweder sie steigen aus, oder ich bekomme ihre Ausweise!“
Bääähm – das war deutlich! Also stiegen wir um 8:50 Uhr aus dem Zug aus.
Ich wünschte der Dame noch einen schönen Tag. Sie mir nicht.
Wir hatten dann ausgiebig Zeit uns über unser Fehlverhalten Gedanken zu machen
…. hätte ich da eine Ecke gefunden, dann hätte ich mich 10 Minuten reingestellt. So wie das früher in der Grundschule die frechen Klassenkameraden machen durften.
Immerhin konnten wir am Rausschmiss-Bahnhof ENDLICH unsere Fahrkarte entwerten. Weiß ich jetzt, dass da ein Automat ist. Die nette Schaffnerin tappt da schätzungsweise immer noch im Dunkeln :-). Könnte glatt ihren Job übernehmen. Auf dem Handy tippen kann ich nämlich auch und ich habe jetzt ein wenig Ahnung davon, wie man Fahrkarten entwerten kann. Da bin ich ihr definitiv einen Schritt voraus.
Nur mit dieser Unfreundlichkeit könnte ich leider nicht dienen. Das habe ich anders gelernt – ich bin freundlich zu meinen Kunden. Selbst, wenn die es mal nicht sind.
Da standen wir also an diesem schönen Bahnhof und warteten auf den nächsten Zug.
Der Halt wurde gestrichen – Rheinschiene und so. Hast du sicher auch mitbekommen.
Der nächste Zug?
Halt gestrichen!
1 1/2 Stunden später ging es dann irgendwie weiter. Mit verschiedenen S-Bahnen und per Bus kamen wir äußerst verspätet doch noch am Zielort in Oberlenningen an.
Ich behaupte mal: „Frau Schaffnerin, das wussten sie ganz genau … also, dass die Zughalte gestrichen wurden!!!“
Wobei: Wer nicht nicht einmal weiß, wo ich meine Karte entwerten kann ….
Trotzdem: Herzlichen Dank – wie interessant ist denn schon Wandern?
Was hätte ich denn auch schon groß erzählen sollen, wenn SIE nicht gewesen wäre??
Dass es eine wunderschöne Wanderung war, die wir im Anschluss machen durften?? – Laaaangweilig!
Dass wir eine ganz tolle Unterkunft hatten??? – Laaaangweilig!?
Dass wir einen wahnsinnig schönen und lauen Abend auf dem dazugehörigen Grillplatz hatten? Mit einem Fläschchen Wein. – Will doch keiner wissen!
Frau Schaffnerin, sie sind das Salz in meiner Beitragssuppe :-).
Total schön war es trotzdem – auch wenn’s langweilig klingt :-)
Der nächste Tag war ausgestattet mit grandiosen Ausblicken ….
…… Sonnenblumen, soweit das Auge reichte. Wunderhübschen Pfaden durch den Wald……
….. der beeindruckenden Burg Hohenneuffen ….
…. Holzwurmspuren??? ….
….. und einem superleckeren Abendessen in der Traube im hübschen Bad Urach – durch das wir nicht mehr ausgiebig geschlendert sind. Schmerzende Füße und so. Aber zum Glück hatten wir ein Hotel mitten in der Altstadt und haben darum schätzungsweise den schönsten Teil von Bad Urach gesehen. Dort nächtigten wir im König Ludwig Zimmer :-). Zum Glück war der ausgeflogen.
Am dritten Tag standen wir morgens am Bahnhof um Richtung Heimat zu fahren. Da mussten die Wolken plötzlich ein paar Tränen lassen ;-). Und wer sich wundert, warum wir nicht noch zu den Wasserfällen gewandert sind: Dort waren wir beide schon und es zog uns nach Hause.
Wir sind dann etwas früher aus der Bahn gestiegen um die restlichen 14 km, noch mit einem kleinen Zwischenstopp bei guten Freunden, nach Hause zu wandern.
Okay, wie du siehst: Wenn es ums Wandern geht, dann schaffen wir natürlich keine 80 km in 4,5 Stunden (das war die Bahnfahrt). Aber immerhin 60 km in 3 Tagen :-)
Zuhause wurden dann in den nächsten Tagen noch zwei Geburtstage gefeiert und der Rest unseres Urlaubs in Zeeland verbracht. Dazu bald mehr.
Soviel kann ich schon sagen: Ich will bald mal wieder hin. Unbedingt!
Liebste Grüße
Isabell
Das Größte und Wunderbarste ist das Einfachste
Walther Rathenau
4 Comments
Liebe Isabell,
wie oft solche Situationen im Leben passieren, wo man einfach ratlos steht und sich innerlich ärgert.
Aber das Verhalten der Schaffnerin war unglaublich. Für manche sind die Vorschriften wichtiger als der Mensch, obwohl in diesen Fall wage ich zu bezweifeln, ob sie so dienstlich war, es war eher die Laune.Mir fehlen die Worte, statt den Leuten zu helfen( was auch ihr Job ist), schmeißt sie sie einfach raus. Sehr freundlich!
Ich kann mir vorstellen, wie Ihr da gesessen habt. Ärgerlich.
Aber Eure Wanderstrecke war wunderschön und so viele interessante Einblicke. Holzwurm- Spuren wie ein Flach-Relief und die Sonnenblumen und die Burg. Behaltet nur das im Herzen, nur gute Gedanken.
Ich wünsche Euch alles gute und viele schöne Wanderungen :-)
LG, Edyta
Liebe Edyta,
ja, da wundert man sich schon manchmal über das Verhalten anderer Leute. Ich bin aber froh, dass wir so etwas nicht nachvollziehen können :-).
Die Wanderung war ja auch wirklich noch wunderschön … nur ein paar Pausen, die wir uns am ersten Tag gerne gegönnt hätten, konnten wir leider nicht machen. Die Zeit war zu knapp, weil wir vor Ladenschluss noch im Ort einkaufen mussten. Unsere Wohnung lag deutlich außerhalb und wir wollten dort noch Essen kochen. Kein Restaurant und so. Der Abend auf dem Grillplatz unserer Unterkunft war dafür aber umso schöner :-).
Liebe Grüße
Isabell
Hallo Isabell,
ich frage mich wirklich, was die werte Dame vor ihrem Dienstantritt durchmachen musste, dass sie sooooo drauf war. Immerhin seid ihr letztendlich mit tollen Eindrücken belohnt worden. Die Fotos laden ein ♥
Liebe Grüße
Sandra
Hallo Sandra :-)
Das stimmt. Es war trotzdem ein ganz toller Ausflug!
Liebe Grüße
Isabell